Die roten Beeren sind für Bären eine wahre Delikatesse. Kein Wunder also dass die Bärentraube diesen Namen trägt. Für uns Menschen bleiben die Blätter für die Nutzung interessant, denn die haben es in sich: sie wirken antibakteriell und helfen bei Harnwegsinfekten.
Die Echte Bärentraube (Arctostaphylos uva-ursi) gehört zur Familie der Heidekrautgewächse. Eine bekannte Verwandte der Bärentraube ist zum Beispiel die Preiselbeere. Beheimatet ist die Bärentraube vor allem in Kanada, den Alpen und südlichen Mittelgebirgen sowie in Nord- und Osteuropa, wo sie in Moorgebieten, Nadelwäldern und auf Heiden wild an sonnigen Plätzen wächst. Die Pflanze breitet sich am Boden aus und erreicht Wuchshöhen zwischen 5 und 50 Zentimetern. Ihre Äste verzweigen sich weit. Von März bis Juni erscheinen die zarten, weiß-rosaroten Blüten, die glockenartig herabhängen. Die roten, mehligen Früchte werden zwischen August und Oktober reif.
Bereits im 13. Jahrhundert wurde der immergrüne Zwergstrauch mit den roten Beeren in englischen Kräuterbüchern erwähnt – und damals schon im Zusammenhang mit der Therapie von Harnwegsinfekten. Dieses Wissen ging jedoch wieder verloren. Fortan fanden sich nur vereinzelte Berichte über die medizinische Wirkung der Bärentraubeblätter. Zum Gerben, Schwarzfärben oder als Beimischung zum Tabak wurde sie verwendet. Die nordamerikanischen Indianer nannten sie „kinnikinnick“ und rauchten sie bei Stammesritualen und um Krankheitsgeister zu vertreiben.
Im 19. Jahrhundert gelang der Bärentraube der eigentliche Durchbruch als Therapie bei Harnwegsinfekten. Der eigentliche antibakterielle Wirkmechanismus wurde erst zwischen 1970 und den 2000ern aufgeklärt. Heute werden Bärentraubenblätter in zahlreichen Monographien (wissenschaftliche Zusammenschriften von offiziellen Gremien zur Bewertung von Nutzen und Risiken) ein positiver Nutzen bei Harnwegsinfekten bescheinigt. 2,3,4,5
Trojanisches Pferd macht Jagd auf Bakterien: So wirken Bärentraubenblätter
Als die Trojaner ein riesiges hölzernes Pferd vor ihren Toren fanden, freuten sie sich zunächst über das gigantische Geschenk, ohne zu wissen, dass die darin verborgenen Soldaten sie wenig später vernichtend schlagen würden. Ein ähnliches „Trojanisches Pferd“ halten die Bärentraubenblätter bereit. Der darin enthaltene Wirkstoff Arbutin wird im Körper in Verbindungen umgewandelt, die über den Urin in die Blase gelangen. Dort werden diese von den E. coli-Bakterien aufgenommen. Soweit scheint es ein echt leckeres Geschenk für die Bakterien zu sein. Doch dann erfolgt im Bakterium selbst eine enzymatische Spaltung der aufgenommenen Stoffe und es entsteht freies Hydrochinon, das die Bakterien von innen heraus zugrunde richtet. Der Clou: Erst im Bakterium entsteht der aktive Wirkstoff – das schont den Körper und bekämpft die Bakterien.
Quellen:
2 EMA: Community herbal monograph on Arctostaphylos uva-ursi (L.) Spreng., folium; EMA/HMPC/573460/2009; Commitee on Herbal Medicinal Products (HMPC), 28.02.2012.
3 Kommission E: Monographie: Uvae ursi folium (Bärentraubenblätter); BAnz Nr. 109 vom 15.06.1994.
4 WHO: Folium Uvae ursi, Monographs on selected herbal plants, Vol. 2 (2004): 342 - 351.
5 ESCOP: Uvae ursi folium (Bearberry leaf), ESCOPMonographs, online series 2012: 1 - 6.